Für meine Masterarbeit im Fach Politik- und Verwaltungswissenschaft an der Universität Konstanz, betreut durch Prof. Dr. Ines Mergel, untersuchte ich im letzten Jahr, wie sich die Kollaborationen von Bürger*innen und der öffentlichen Verwaltung im Bereich offener Daten auswirken. Das Ziel: Die dadurch entstandenen Veränderungen der Strukturen und Prozesse innerhalb der Verwaltungen herauszustellen. Denn in Deutschland wird das Festhalten an bestehenden Abläufen und Strukturen als Hindernis beim Fortschritt offener Daten im öffentlichen Bereich gesehen. Kollaborationen mit Bürger*innen werden aber als Auslöser für einen Wandel beschrieben. Dies wurde z.B. bereits in den USA durch das Projekt Code for America untersucht. Aus diesem Grund boten sich hierzulande gerade die Kollaborationen der OK Labs als Untersuchungsgegenstand für die Arbeit an.
Um hier Einblicke zu gewinnen, wurden Interviews mit Vertreter*innen aus Stadtverwaltungen (aus thematisch nahen Bereichen) und OK Labs geführt, bei denen eine Zusammenarbeit bereits stattfindet. Befragt wurde pro Stadt entweder eine Person, die zu beiden Seiten gleichzeitig gehört, oder zwei einzelne Personen, damit beide Sichtweisen abgedeckt werden konnten. Dank der Hilfe und Bereitschaft mehrerer Mitglieder aus den OK Labs und Stadtverwaltungen kamen so letztlich elf Interviews zustande, in denen über Veränderungen in neun Städten gesprochen wurde. Die zentralen Ergebnisse der Arbeit lassen sich in vier Themenblöcke einteilen:
Vielerorts erwirkte ein öffentlicher Austausch eine größere Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit auf die Beteiligung der Bürger*innen, gerade durch publikumswirksame gemeinsame Projekte (z.B. LoRaWAN) und öffentliche Veranstaltungen wie dem Open Data Day, an denen auch Verwaltungsmitglieder teilnehmen. Eine großflächige Aufmerksamkeit auf die Arbeit der Bürger*innen innerhalb einer gesamten Verwaltung ist bisher aber nur in einzelnen (Vorreiter-)Städten wie Köln oder Moers erkennbar.
Speziell bei Entscheidungen zu technischen Themen (u.a. bei Systemen) wird vermehrt auf die Meinung der OK Labs geachtet, wenngleich eine festere Einbindung in die Arbeit der Städte nur auf einzelne Projekte oder Veranstaltungen limitiert ist. Hier sind von beiden Seiten gerade zeitliche und finanzielle Probleme (bzgl. fehlenden Räumlichkeiten und technischem Equipment u.a.) immer wieder als Hindernisse einer solchen Zusammenarbeit genannt worden.
Die Zusammenarbeit in den untersuchten Kommunen steigerte deutlich die Bekanntheit des Themas offener Daten, das mancherorts noch nahezu unbekannt war. In ersten Städten ist das Thema in der gesamten Verwaltung angekommen und ein besseres Verständnis im Umgang mit Daten entstanden – Austausch sei Dank. Dadurch wurde ebenfalls der Abbau von mehrfach geführten Daten in verschiedenen Abteilungen vorangetrieben und die anfängliche Skepsis vieler Mitarbeiter*innen gegenüber offenen Daten verringert. Der grundsätzliche Mangel an offenen Daten steht ihrer Verwendung durch die Städte selbst jedoch noch klar im Weg.
Insgesamt sind Veränderungen bei den Abläufen innerhalb der Verwaltungen noch sehr limitiert. Trotzdem entstanden unterschiedliche Optimierungen, wozu der Abbau von mehrfach geführten Daten in verschiedenen Fachbereichen oder generell ein stärkerer Fokus auf die Digitalisierung gehören.
Bei der Datenbereitstellung haben die Lerneffekte und das Fordern der Bürger*innen nach mehr Daten dazu geführt, dass in ersten Städten die Datenbereitstellung automatisiert bzw. der Zugriff auf Daten vereinfacht wird. Dies legt eine gute Grundlage für zukünftige Fortschritte in der Öffnung von Daten.
Kollaborationen hatten auch einen Anteil an neu geschaffenen Stellen, welche stets das Fördern offener Daten in der eigenen Verwaltung bzw. Kollaborationen mit den Bürger*innen abdecken. Auch wechselten einige Mitglieder der OK Labs nach vorheriger Zusammenarbeit in die Verwaltung, wodurch eine noch stärkere Verbindung besteht und sogar Tätigkeiten der OK Labs nun von Verwaltungen aufgegriffen werden (z.B. die Arbeit am The Things Network). Mehrheitlich ist der Kontakt zu den OK Labs jedoch noch von engagierten Einzelpersonen abhängig, die häufig auch an Treffen der OK Labs teilnehmen bzw. Mitglieder sind. Auch wenn dadurch einige Aufgaben einer speziellen Stelle ersetzt werden können (z.B. Ideen in die Verwaltung tragen und Projekte initiieren), verdeutlichte sich bei beiden Seiten der Wunsch nach Kontaktstellen, welche über notwendige Ressourcen verfügen und sich letztlich intensiver mit der Zusammenarbeit auseinandersetzen können.
Die Interviews machten deutlich, dass großflächige Veränderungen noch ausbleiben, jedoch die Kollaborationen vor allem die Basis für zukünftige Veränderungen schaffen. Hier sind die Lerneffekte bei der Verwaltung, das Aufzeigen des positiven Nutzens offener Daten und ein erhöhter Handlungsdruck von großer Bedeutung. Ohne die Open-Data-Interessierten auf beiden Seiten wäre dies nicht möglich. Häufig fehlt es aber schlichtweg noch an den Rahmenbedingungen, um größere Zusammenarbeit zu ermöglichen. Hier muss auch von Seiten der Politik mehr Zusammenarbeit gefördert bzw. eine einheitliche Strategie entwickelt werden.