Gastbeitrag von Niels Reinhard von idalab
Das Hinwirken auf ein proaktives Veröffentlichen von Verwaltungsdaten aus deutschen Behörden ist eines der zentralen Ziele der Open Data Bewegung. Die gesellschaftlichen Mehrwerte - mehr Transparenz, mehr Partizipation und Innovation - liegen auf der Hand. Ein neues Open Data Projekt zeigt jetzt, dass offene Daten eine Win-Win-Situation sind: Auch die Verwaltung kann direkt profitieren und interne Prozesse effizienter gestalten. In diesem konkreten Fall unterstützt eine neue Anwendung das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg zu Berlin bei der Zuschneidung von Grundschuleinzugsgebieten.
Das Zuschneiden von Einzugsgebieten für Grundschulen beschäftigt in Deutschland viele Schulträger. Insbesondere in Städten wie Berlin, wo sich die Bevölkerungszusammensetzung in den Bezirken rapide ändert, sind die Einzugsgebiete von Schulen ein besonderes Politikum. Die Behörden müssen nicht nur die Auslastung der Schulen gewährleisten, sondern auch die Schulwege der Schüler minimieren. Gleichzeitig gibt es noch weitere Kriterien, wie die sozioökonomische Diversität der Schülerschaft, die stets beachtet werden. Die verwaltungsinternen Prozesse basieren aktuell auf einer fragmentierten Auswahl von Geoinformationsdiensten und Excel-Dateien - und binden dauerhaft Ressourcen bei den zuständigen Stellen.
Open Data Aktivist Daniel Kirsch (in seiner Funktion als Data Scientist bei idalab in Kooperation mit der Stiftung Neue Verantwortung, der Technologiestiftung Berlin und dem Open Data Beauftragten der Senatsverwaltung für Wirtschaft) arbeitet nun in einem Projekt mit dem Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg zu Berlin an einer Software, welche es den Mitarbeitern der Behörde ermöglicht, Einzugsgebiete von Grundschulen algorithmisch entlang verschiedener Dimensionen zu optimieren. “Mit unserer Software ermöglichen wir es den Anwendern in Behörden nun, große Teile des Planungsprozesses zu automatisieren. Per Knopfdruck können die Einzugsgebiete der Grundschulen hinsichtlich Auslastung und Schulweg optimiert werden”, erklärt Daniel Kirsch die Funktionalität. Die Software greift dabei auf Offene Geodaten und weitere offene Datensätze der Berliner Verwaltung zurück und wird gleichzeitig mit den Daten des zuständigen Schulamtes verbunden.
Die Besonderheit dabei: Bestimmte Straßenzüge und Gebäude können auch manuell vom Anwender einer bestimmten Grundschule zugeordnet werden. “So kombinieren wir die Effizienz des Algorithmus mit der langjährigen Erfahrung der Mitarbeiter in den Behörden”, so Kirsch. In der Software können die relevanten Metriken (Auslastung, durchschnittlicher Schulweg, etc.) in einem Dashboard überprüft werden, gleichzeitig kann zu jedem Zeitpunkt individuell justiert werden. Die “Black Box des Optimierungsprozesses” wird so geöffnet und der Anwender durch das interaktive Design ein aktiver Teil der Optimierung. So werden vormals politische und von Intuition geprägte Prozesse datenbasiert transformiert.
Das Projekt verdeutlicht nicht nur, wie Verwaltungsprozesse in Behörden effizienter und datengetriebener aufgestellt werden können, sondern könnte gleichzeitig auch eine positive Entwicklung anstoßen. Denn es verdeutlicht verwaltungsintern, dass die intelligente Nutzung von offenen Daten einen großen Mehrwert für die eigene Arbeit generieren kann. Diese Beispiele setzen folglich die richtigen Anreize, um verwaltungsintern Fürsprecher für Open Data zu gewinnen. Die Vorteile von Open Data werden greifbar und können als starkes Argument dienen, um weitere Menschen in Behörden und öffentlichen Organisationen in die Open Data Bewegung einzubeziehen.
Die Darstellung der Vorteile von offenen Daten für Verwaltungen kommt in der Open Data Debatte oftmals zu kurz. Konkrete Projekte wie mit dem Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg können dazu beitragen, diesen Vorteilen eine bessere Plattform zu verleihen. Offene Daten bergen nicht nur Vorteile für “externe” Stakeholder (Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft, etc.), sondern auch für die Verwaltung.